Teil 7 - Kobe Tag 2 (Kyoto), Japan
Teil 7 - Kobe Tag 2 (Kyoto)
Nach dem ereignisreichen Tag zuvor wachten wir an diesem Morgen wieder einmal voller Erwartungsfreude auf, denn wir hatten eine Tour nach Kyoto geplant. Halt, das ist nicht ganz richtig. Geplant hatte die Tour Kate, eine der beiden jungen Damen aus London. Als wir vor der Kreuzfahrt in Kontakt standen, hatte sich ergeben, dass sie eine Tour für den zweiten Tag nach Kyoto und wir eine Tour nach Osaka am ersten Tag in Kobe geplant hatten und wir uns dahingehend gut ergänzten.
Um 8.00 Uhr trafen wir uns in der Lobby mit zwei weiteren Paaren aus Missouri und Arizona, bevor wir alle zusammen von Bord gingen und im Terminal schnell auf Ken, den Guide dieses Tages trafen.
Ken begrüßte uns freundlich in sehr gutem Englisch und rief den Fahrer unseres Vans an. Wenige Minuten später wurden wir vor der Tür mit einem sehr geräumigen und bequemen Kleinbus abgeholt, in dem es an nichts mangelte. Sogar Wifi war an Bord verfügbar.
Ken verkürzte die etwa einstündige Fahrzeit nach Kyoto, indem er uns einiges über Land, Leute und Geschichte erzählte und umgekehrt auch sehr interessiert daran war, was wir aus unseren unterschiedlichen Heimatländern erzählen konnten.
So verging die Zeit zu unserem ersten Tagesziel recht schnell – dem mehr als 400 Jahre alten Weltkulturerbe Nijo-jo Castle.
Bei der Burg handelte es sich erneut um Spuren unseres alten Bekannten Shogun Tokugawa Ieyasu. Er hatte den Bau der Burg 1601 in Auftrag gegeben.
1603 betrat er erstmals die Burg. Vielleicht sogar durch das Higashi Ote-mon, das Osttor, durch das auch wir nun mehr als 400 Jahre später am äußeren Burggraben die Burg bei strahlendem Sonnenschein betraten.
Sofort fiel uns auf, dass auch hier – ebenso wie an den in den letzten Tagen besuchten Orten – alles sehr gepflegt und frisch renoviert erschien.
Dennoch waren wir nicht auf die in der Sonne glänzende Pracht vorbereitet, die uns am Eingangstor zum Ninomaru-Palast im inneren Bereich der Burg erwartete. Die Architektur der Tore stellte damals einen bestimmten Status dar. Das Karamon-Tor im chinesischen Stil war dabei der höchstmögliche Status.
Wie üblich hatten auch hier die beeindruckenden Verzierungen und Details eine symbolische Bedeutung. Brillant bemalte Schnitzereien von Kranichen, Pinien, Bambus und Pflaumenblüten standen dabei für Langlebigkeit. Prächtige Löwen und Tiger bewachten den Palast.
Ein guter Ort für ein Gruppenfoto mit Ken, unserem Guide.
Gespannt wandten wir uns nun dem Ninomaru Palast zu, der aus sechs aneinander gereihten Gebäuden besteht. Selbstverständlich waren auch diese schön verziert.
Bevor wir jedoch in den Palast gingen, erklärte uns Ken noch einige Details und Fakten.
Im Inneren der Gebäude befinden sich Räumlichkeiten mit unterschiedlichen Funktionen: Empfangsräume, Versammlungsräume, Wohnquartiere des Shoguns usw. Was sie alle gemeinsam hatten, waren wunderschöne Bemalungen der Papierwände und kunstvoll geschnitzte Deckenbalken. Leider war das Fotografieren innen nicht gestattet, daher hier einige Bilder von der Webseite.
Außen war der Palast von einer wunderschön angelegten, weitläufigen Gartenanlage mit Teichlandschaft umgeben.
Seitlich am Gebäude hatten wir die Möglichkeit, unter eine der Bodenplatten zu schauen, und uns ein technisches Detail näher anzusehen. Als wir zuvor im Palast die verschiedenen Räume besichtigt hatten, wurden wir von einem ständigen Quietschen der hölzernen Bodenplatten begleitet, das an das Zwitschern von Vögeln erinnerte. Die Böden werden aufgrund dieses Geräusches auch Uguisu-Bari genannt – Nachtigall-Böden.
Der Mythos, dass dies absichtlich so gestaltet wurde, um als eine Art Alarmanlage zu dienen, ist leider falsch. Fakt ist, dass die Befestigungsklammern aufgrund der Bewegung des Holzes einfach nur an den Nägeln reiben, was so nicht gewollt war.
Diese Klammern konnten wir uns nun von unten ansehen.
Von dieser Seite des Ninomaru-Palastes aus führte eine Brücke über den inneren Burggraben und ein Weg durch ein schweres, weiteres Tor zum zentralen Honmaru-Palast. Diesen besuchten wir jedoch nicht.
Stattdessen gingen wir zurück zum großen Osttor, wo uns unser Fahrer wieder einsammelte. Da es für unser Mittagessen noch zu früh war, fügte Ken noch einen ungeplanten, weiteren Halt ein.
Der besuchte Kitano Tenmangu-Schrein war jedoch alles andere als nur ein Lückenbüßer. Seit über 1000 Jahren verehrt man hier den Gelehrten Sugawara no Michizane. Noch heute bitten Schüler und Studenten hier um bessere Noten und das Bestehen von Prüfungen.
Wir betraten die Anlage durch das stattliche, zweistöckige Romon-Tor. Die Inschrift auf dem Schild über dem Tor lautet: „Dem Gründer des Lernens und der Poesie“.
Ein Weg führte zum Sankomon-Tor, auch Mittleres Tor genannt.
Seitlich an dem Weg befanden sich noch weitere kleine Schreine, Skulpturen und Gebäude.
Dieser hier war dem „Gott des Donners“ gewidmet, wie Sugawara no Michizane zeitweise auch bezeichnet wurde.
Durch das Tor hindurch gelangten wir in den großen Hof vor der Eingangshalle des eigentlichen Schreins.
Zwischenzeitlich hatte auch das Restaurant geöffnet, in dem Ken uns zum Mittagessen angemeldet hatte. Wir fuhren daher dorthin und legten eine wohlverdiente Pause ein und genossen ein leckeres japanisches Essen.
Vom Restaurant aus konnten wir zu Fuß direkt zu unserem nächsten Ziel gehen. Noch wussten wir nicht, dass wir hier Eindrücke mitnehmen sollten, die uns noch heute als Bilder Japans vor Augen sind.
Kinkaku-ji, der Goldene Pavillon, liegt im Nordwesten Kyotos und bezeichnet einen mit Blattgold bedeckten Pavillon. Er wurde im Jahr 1397 im Rahmen des Baus einer großzügigen Tempel- und Wohnanlage von dem Shogun Ashikaga Yoshimitsu errichtet und diente ursprünglich als Reliquien-Halle. Nach Yoshimitsus Tod wurde aus dem Pavillon ein Zen-Tempel. Der offizielle Name des Tempels ist Rokuon-ji („Rehgarten-Tempel“), doch ist er als goldener Pavillon bekannter.
Wieder einmal durch ein Tor (eigentlich sollte es heißen: Japan – Land der Tore) erreichten wir die Anlage und einen schon im Außenbereich sehr schönen Garten.
Als sich der bewaldete Garten öffnete, bot sich uns ein atemberaubend schöner Anblick. Ein großer See, in dessen tiefgrünem Wasser sich ein goldener Pavillon widerspiegelte, der am anderen Ufer errichtet war.
Bewusst dezent eingebettet in seine natürliche Umgebung, sticht der Pavillon trotz seines Glanzes keineswegs grell heraus, sondern schmiegt sich dezent in die natürliche Landschaft. Dies entspricht dem ästhetischen Empfinden der damaligen Zeit. Demnach sollten sich Gärten und Tempelanlagen möglichst kontrastfrei und fließend in das natürliche Umfeld einfügen und somit eine harmonische Beziehung zwischen Natur und Mensch darstellen.
Wir umrundeten den See und kamen somit näher an den Pavillon heran.
Die Architektur des Gebäudes wurde von diversen japanischen sowie chinesischen Baustilen geprägt. Der Pavillon setzt sich aus drei Stockwerken zusammen, die von Balkonen eingerahmt werden.
Die Bäume auf kleinen Inseln im See schienen sich den Pavillon zum Vorbild genommen zu haben und wuchsen terrassenförmig in die Höhe.
Seitlich am See lagen die ehemaligen Wohngebäude des Oberpriesters des Tempels.
Hinter dem Tempel führte ein schmaler Pfad den Hügel hinauf und an einer kleinen Quelle vorbei. Hier soll früher das Wasser für die Teezeremonie entnommen worden sein.
Auf dem Hügel erreichten wir einen weiteren kleinen See. Ein Paar in bunter traditioneller Kleidung bildete dort einen hübschen Kontrast zum Grün der Natur.
Am Ende des Pfades zeigte Ken uns noch ein altes Teehaus, was in der Nähe eines kleineren Schreins und einiger Souvenirläden erhalten war.
Unser nächstes Ziel war der Ryoanji-Tempel. Ursprünglich erbaut als Landhaus einer reichen Familie wurde das Areal um 1450 von einem Staatsbeamten erworben, der darauf einen Zen-Tempel gründete.
Zu dem Gelände gehört wiederum eine weitläufige Parkanlage und ein großer See.
Auf einer von drei kleinen Inseln befindet sich ein kleiner Schrein, zu dem eine kleine Brücke und ein Weg führten.
Der Ryoanji-Tempel gehört zur größten Schule des Rinzai-Zen. Er wird hauptsächlich wegen seines Zen-Gartens besucht (kare sansui), der zu den wohl berühmtesten seiner Art zählt. Der Garten besteht lediglich aus kleinen und größeren Steinen - kein Wasser, keine Pflanzen. Verloren in der symbolischen Unendlichkeit des Meeres aus weißen Kieselsteinen sind es kleine Inseln aus fünfzehn Basaltsteinen, die ihn zieren.
Die fünfzehn Steine können von keiner Stelle aus gleichzeitig gesehen werden. Sie sind so angeordnet, dass der Besucher maximal vierzehn auf einmal erblicken kann.
Der Garten ist vom Hojo aus sichtbar, dem Wohngebäude des Oberpriesters. Die Räume des Hojo mit ihren bemalten Schiebetüren können wiederum nur von außen betrachtet werden.
Auf der anderen Seite des Hojo liegt ein weiterer Garten. Mit seiner grünen, dichten Bepflanzung bildet er einen hübschen Gegenpol zum kargen, aber nicht weniger schönen Steingarten.
Über einen Fußweg verließen wir den Tempel. Ein kleiner Pfad zweigte von dem Weg an ein Restaurant ab, welches für eine in Kyoto beliebte Tofuspezialität bekannt ist. Ken führte uns ein Stück auf den Pfad, um uns die schöne Gartenanlage zu zeigen, in der das Restaurant lag.
Am Ausgang des Tempels erwarteten uns viele bunte Geschäfte. Von farbenprächtigen Kimonos bis zu allen möglichen grünen Matcha-Erzeugnissen konnte man hier alles kaufen.
Zum Parkplatz, wo unser Fahrer wartete, gingen wir ein Stück entlang des „Philosophenwegs“, der in der Kirschblütenzeit einer der schönsten Orte sein soll.
Wir dachten nicht, dass der Tag noch weitere Highlights für uns bereithalten konnte, aber Ken setzte noch einen drauf, indem er uns zum Ginkaku-ji-Tempel führte. Die Anlage wird als „Silberner Pavillon“ bezeichnet. Sie wurde 1482 ursprünglich vom Shogun Ashikaga Yoshimasa als Altersruhesitz erbaut – in Anlehnung an den „Goldenen Pavillon“ seines Großvaters. Nach seinem Tode wurde sie 1490 in einen Zen-Tempel umgewandelt.
Der Pavillon an sich ist, entgegen seines Namens, keineswegs mit Silber verziert. Den Beinamen soll er erhalten haben, da die ursprünglich schwarz lackierten Gebäude im Mondlicht silbern gewirkt haben sollen.
Vor dem Silbernen Pavillon liegt ein tadellos gepflegter Sandgarten, bekannt als "Sea of Silver Sand", mit einem großen Sandkegel, "Moon Viewing Platform" genannt.
Der Sandgarten war jedoch nicht der einzige Garten. Zwischen den Gebäuden erstreckte sich eine wunderschöne Anlage mit Seen, Wasserläufen, japanischen Lavendelheiden, Bäumen, Palmen – das Herz eines Gartenliebhabers schlug hier deutlich höher.
Über einen der Gartenwege erklommen wir die Seite eines Hügels bis zu einem Aussichtspunkt, von dem aus man die Anlage überblicken konnte.
Auf dem Weg zu unserem letzten Ziel hielten wir für einen kurzen Fotostopp vor dem großen Portal des Chion-in-Tempel, einer der Drehorte des Films „Der letzte Samurai“ mit Tom Cruise.
Unser eigentliches Ziel war das Gion-Viertel. Über viele Jahrhunderte hatte sich das Viertel zum größten, bekanntesten und vornehmsten Zentrum der japanischen Geisha-Kultur entwickelt. Eine Geisha (hier auch Geiko, oder in der Ausbildung Maiko genannt), muss die traditionellen japanischen Künste wie Kalligrafie und das Spiel auf mehreren japanischen Musikinstrumenten beherrschen. Sie muss geübt in der Kunst der Konversation und perfekt als Gastgeberin sein sowie Gesang, Tanz und die Kunst der Teezeremonie beherrschen.
In den traditionellen Gebäuden des Viertels kann man auch heute noch von Geishas unterhalten werden. Nicht touristische Veranstaltungen sind dabei aber ein sehr hochpreisiges Event.
Mit Ken durchwanderten wir einen Teil des Viertels mit seinen alten Holzhäusern.
Auch bei Japanern beliebt, feiern sie hier auch Hochzeiten oder genießen das Viertel aus einer Rikscha.
Es heißt, wenn man Glück hat, trifft man auch auf eine Geisha und kann sie dann (respektvoll) fotografieren. Auch wir hatten Glück und konnten eine Geisha, oder in diesem Fall Maiko, fotografieren. Ein krönender Abschluss…
Nach der Rückfahrt nach Kobe gönnten wir uns noch einen Drink auf der Terrasse der Sunset Bar, die in diesem Falle ihrem Namen alle Ehre machte.
Gegen 21.30 Uhr, nach dem Abendessen, hieß es „Leinen los“ und die Millennium legte ab. Selbst um diese Uhrzeit standen viele Schaulustige auf der Terrasse des Terminals und verabschiedeten uns freundlich.
Spätestens nach diesem Tag war es offiziell: Wir hatten Japan ganz tief ins Herz geschlossen. Und unser Guide Ken hat viel dazu beigetragen, es uns näher zu bringen.
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