Teil 6 - Kobe Tag 1 (Osaka), Japan
Teil 6 - Kobe Tag 1 (Osaka)
Am Morgen dieses Tages konnten wir uns Zeit lassen. Da wir erst um 11.00 Uhr in Kobe anlegen sollten, mussten wir nicht früh aufstehen, konnten in Ruhe frühstücken und uns so auf zwei gefüllte Tage in Kobe vorbereiten.
Das Wetter war herrlich, somit konnten wir das Frühstück auf der Terrasse des Ocean View Cafés genießen und bei leckeren Speisen die Aussicht bewundern.
Pünktlich gegen 11.00 Uhr erreichten wir auch den Hafen in Kobe. Während wir uns in langsamer Fahrt der Pier näherten, wurden wir von einem Feuerlöschboot begleitet, das uns mit Wasserfontänen in verschiedenen Farben begrüßte.
Auch hier waren die Terrassen des Hafengebäudes mit Menschen gefüllt, die uns zujubelten. In der Mitte hatte sich eine Gruppe von jungen Mädchen mit Trommeln aufgebaut. Als wir näher an der Mole waren, fingen sie an zu spielen und erhielten begeisterten Applaus von all den Gästen, die ihnen von den Balkonen aus zusahen.
Selten zuvor hatten wir so eine Begrüßung erlebt. Wir waren begeistert und gleichzeitig gerührt. Jetzt im Nachhinein gesehen, war diese Begrüßung und unser Empfinden sinnbildlich dafür, wie wir uns in ganz Japan fühlten: willkommen und freundlich empfangen.
Mit unserer heutigen Tourgruppe hatten wir verabredet, uns vor der großen Treppe in der Lobby des Schiffs zu treffen. Kate und Kelly, 2 junge Damen aus London, und Judy und Frank aus Kalifornien hatten wir, wie üblich, über CruiseCritic gefunden. Nachdem wir uns einander kurz vorgestellt hatten, gingen wir in das Hafengebäude und stießen dort am verabredeten Punkt auch gleich auf Mari, unsere Führerin von Triple Lights.
Nach einem kurzen Hallo nahmen wir den Monorail/Portliner, der direkt im Gebäude hielt, und fuhren zum Bahnhof von Kobe. Dort stiegen wir in den Zug nach Osaka. Dabei mussten wir Mari nur folgen, die flink wie ein Wiesel durch die Massen navigierte.
In Osaka angekommen, bat uns Mari zunächst, ihr zu einem der Ausgänge des Bahnhofs zu folgen, wo sie uns einen sehr interessanten Brunnen zeigte. Mittels gesteuerter Ventile erzeugte der Brunnen Schriftzeichen und Muster.
Anschließend eilte sie uns voraus zur U-Bahn, mit der wir zur Burg Osaka fahren sollten. Dabei war es gar nicht so einfach, ihr zu folgen. Wir fragten uns zeitweilig, warum sie es so eilig hatte. Jedoch hatten wir schon bei Koji in Shimizu bemerkt, dass es für japanische Guides Ehrensache zu sein schien, den vorher aufgestellten Plan minutiös einzuhalten.
Vom U-Bahnhof in der Nähe der Burg gingen wir den restlichen Weg zu Fuß und wurden bald mit einem tollen Ausblick belohnt.
Die ersten Gebäude der Burg wurden auf Befehl von Toyotomi Hideyoshi auf dem Gelände eines zerstörten Tempels errichtet und 1583 fertiggestellt. Das Bestehen der Burg sollte jedoch nicht von Dauer sein. Die als uneinnehmbar angesehene Burg wurde bereits 1615 während des Sommer-Krieges in Osaka durch die Truppen Tokugawa Ieyasus (unser Bekannter aus Tokyo und Shimizu) eingenommen und zerstört. Der Wiederaufbau durch die Tokugawas wurde 1620 begonnen und dauerte 10 Jahre.
Die heute noch bestehende Steinmauer und der Wall der Burg sind noch aus der Zeit der Tokugawa Regierung erhalten.
Die Geschichte der Burg sollte unbeständig weiter gehen: durch einen Blitzeinschlag brannte der Hauptturm 1665 komplett nieder. Er wurde erst 200 Jahre später durch Spendengelder wieder aufgebaut, nur um bereits 1868 wieder zerstört zu werden. 1928 wurde der Hauptturm der Burg, ebenfalls durch Spenden finanziert, erneut aufgebaut.
Nachdem der Hauptturm durch Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg 1945 stark beschädigt wurde, dauerte es wieder einige Jahrzehnte, bis die Burg 1997 nach dreijährigen Bauarbeiten wieder errichtet wurde.
Unser Weg führte uns durch das Otemon-Tor in den inneren Burgbereich.
An den schweren Türen des Tors ließ sich gerade ein Brautpaar in traditioneller Kleidung fotografieren.
Auf einem seitlich abweichenden Weg zu einem Shinto-Schrein steht hinter einem Torii eine Statue Toyotomi Hideyoshis und erinnert an den eigentlichen Erbauer der Burg.
Wir bogen hier jedoch nicht ab, sondern wandten uns dem prachtvollen Hauptturm der Burg zu.
Am Eingang zum Turm lösten wir Eintrittskarten und fuhren mit dem Fahrstuhl in den 8. Stock des Bauwerks.
Auf der Aussichtsplattform erfreuten wir uns nicht nur am schönen Blick auf die Parkanlagen der Burg und auf die Stadt Osaka, sondern auch an den goldenen Shachi – Sagenkreaturen mit dem Kopf eines Drachens und dem Körper eines Karpfens. Die Shachi sollen das Gebäude gegen Feuer schützen. Zumindest in der Vergangenheit hat das nicht besonders gut funktioniert.
Über Treppen gingen wir anschließend Stockwerk für Stockwerk wieder hinunter. Auf jedem Stockwerk waren andere Dinge ausgestellt. Von Rüstungen über Darstellungen von Schlachten um Osaka bis hin zu Erklärungen zu verschiedenen geschichtlichen Personen.
Im zweiten Stock war auch ein Relief eines Fusetora (ein lauernder Tiger) ausgestellt, wie sie auch die Außenfassade der oberen Stockwerke zieren und wachsam die Nachbarschaft im Auge behalten.
Mittlerweile war es in der Sonne ziemlich warm geworden. Während sich die japanischen Damen vor der Sonne schützten, schwitze ein Ritter, sorry, Samurai in edler Rüstung.
Ein Foto unserer Truppe vor dem Turm durfte nicht fehlen.
Nach dem Besuch der Burg bestiegen wir wieder eine U-Bahn und fuhren in den quirligen Stadtteil Dotonbori. Auffällig, direkt am Dotonbori-Kanal liegend, ist das Dotonbori-Riesenrad. Anders als gewohnt, ist dieses Riesenrad oval und nicht rund.
Ansonsten dreht sich in dem Trubel des Viertels vieles ums Essen. Restaurant reiht sich an Restaurant. Riesige Krabben, große Reklamen, Bildschirme, Lautsprecher… hier ging es nicht weniger bunt zu wie in Shibuya in Tokyo.
An einem Stand mit einem riesen Tintenfisch standen viele junge Leute an, um dort etwas zu kaufen. Obwohl lange Schlangen eigentlich ein Zeichen für gutes Essen sind, kamen wir nicht in Versuchung.
Mari führte uns in eine Passage und zu einem Ramen-Restaurant. Am Eingang fanden wir einen Automaten wie wir ihn schon aus Tokio kannten. Da wir damit schon Erfahrung hatten, machten wir den Anfang und kauften Tickets für unser Essen. Dann zeigten sich jedoch die anderen aus der Gruppe etwas überfordert und wollten lieber woanders essen. Nun hatten wir unser Essen aber schon bezahlt. Wir trennten uns daher hier erst einmal. Mari ging mit uns in das Restaurant und die anderen gingen in ein anderes gegenüber.
Das grüne Getränk war übrigens ein Matcha-Bier.
Nach dem Essen gingen wir zu den anderen hinüber, um mit unserer Tour fortzufahren. Den leeren Tellern nach zu urteilen, hat es ihnen so gut geschmeckt wie uns.
Mari bog in der Passage mit uns nach rechts ab und sagte, sie wolle uns noch einen kleinen Tempel zeigen.
Und tatsächlich, inmitten des sonstigen Trubels von Dotonbori stand der kleine buddhistische Tempel Hozenji.
Anders als bei anderen japanischen Tempeln wurden hier keine Münzen geopfert. Stattdessen gießen die Besucher mit einer Kelle etwas Wasser auf die Statue im Herzen des Tempels, nachdem sie ihre Wünsche geäußert haben. Durch das ständige Begießen mit Wasser ist die Statue mittlerweile mit einem weichen, grünen Teppich aus Moos bedeckt.
Als wir weiter gingen, fiel mir auf, dass selbst die Kanaldeckel hier mit einem schönen Bild des Burgturms verziert waren.
Mit dem Zug fuhren wir wieder zurück nach Kobe, wo wir am Bahnhof in einen kleinen grünen Bus stiegen. An einer Kasse hinter dem Eingang des Busses stand eine Dame in Uniform, begrüßte die Gäste und sagte die jeweilige Station an.
An der Haltestelle der Nunobiki Herb Gardens stiegen wir aus und fuhren mit einer Rolltreppe zur Talstation der Seilbahn, die uns zu den Gärten auf dem Berg über Kobe bringen sollte.
Bei der Fahrt auf den Berg konnten wir die tolle Aussicht auf die mittlerweile in der Abenddämmerung liegenden Stadt Kobe genießen.
In den Gärten gingen wir eine Runde durch den recht deutsch gestalteten Bereich mit Geschäften und Cafés und anschließend durch ein kleines Museum.
Dann setzte auch schon die Dunkelheit ein und wir fuhren mit der Seilbahn wieder ins Tal.
Bei der Talfahrt schwebten wir über das weite Lichtermeer der Stadt Kobe, immerhin die drittgrößte Stadt Japans nach Tokio und Yokohama.
Glücklich über einen weiteren schönen Tag mit einer wirklich harmonischen und lustigen Truppe fuhren wir mit dem Monorail wieder zum Hafen, wo wir uns von Mari verabschiedeten und zurück an Bord gingen.
Da es uns, wie eingangs schon einmal erwähnt, im Hauptrestaurant manchmal etwas zu hektisch zuging und wir zudem schon einige Male spät nachmittags an den leckeren Speisen am Buffet vorüber gegangen waren, hatten wir beschlossen, an diesem Abend im Ocean View Café zu essen. Dabei konnten wir noch schön draußen sitzen und auf die Lichter von Kobe schauen.
Der Abend sollte, neben dem leckeren Nachtisch, noch ein weiteres Schmankerl bereithalten. Unser Captain hatte einen Trommelkünstler mit seiner Truppe eingeladen, der uns im Theater mit einer Vorstellung verwöhnte.
Nach einer tollen und mitreißenden Vorstellung bekamen wir noch die Möglichkeit, dem Künstler zu seinem Geburtstag zu gratulieren und uns fotografieren zu lassen.
Nach einem kurzen Drink in der Sky Lounge folgten wir nach diesem schönen Tag schnell dem Ruf unseres Betts.
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