Teil 11 - Nagasaki, Japan
Teil 11 - Nagasaki
Unser letzter Hafen in Japan war nach Hiroshima der zweite Stop mit eher traurigem Hintergrund. Am 9. August 1945, nur drei Tage nach dem verheerenden Bombenabwurf in Hiroshima, traf Nagasaki das gleiche Schicksal. Um 11.02 Uhr morgens beendete die zweite Atombombe „Fat Man“ nicht nur viele Menschenleben, sondern veränderte auch die Weltgeschichte.
Um an den Hafen von Nagasaki bei der Mündung des Fluss Uragami zu kommen, fuhren wir gegen 8 Uhr morgens unter der Megamio-Brücke hindurch.
Wenige Minuten später legten wir am Kreuzfahrtterminal an. Es lag sehr zentral, so dass wir das Gefühl hatten, direkt in der Stadt anzulegen.
Auch in Nagasaki war im Gedenken an den Bombenabwurf ein Denk- und Mahnmal in Form eines Friedensparks errichtet worden. Gemeinsam mit Judy und Frank hatten wir beschlossen, diesen Park gleich als erstes Ziel am Morgen zu besuchen.
Dorthin zu kommen war einfach. Nur 300 m vom Cruise-Terminal entfernt lag die nächste Straßenbahnhaltestelle. Möchte man auf dem Weg zum Friedenspark nicht umsteigen, läuft man ca. 1 km direkt zur Haltestelle einer anderen Linie (Dejima).
Obwohl wir von unseren vorherigen Ausflügen wussten, wie einfach die Nutzung der Straßenbahnen ist, hatten wir uns dazu entschlossen, ein Taxi zum Friedenspark zu nehmen. Taxis waren in Japan nicht überteuert und wir konnten somit dem ersten Ansturm auf die Straßenbahn ausweichen.
Das Gebiet des Atombombenabwurfs ist in drei Zonen aufgeteilt, symbolisch tragen sie die Namen „Hoffnung“, „Gebet“ und „Lernen“. Auf einem Hügel etwas nördlich von der Abwurfstelle liegt der Friedenspark in der Zone der Hoffnung, wo uns der Taxifahrer aussteigen ließ.
Das prominenteste Monument im Friedenspark ist die etwa 10 m hohe, beeindruckende Friedensstatue des Künstlers Seibo Kitamura.
Die rechte Hand der Statue weist auf die Bedrohung durch Atomwaffen hin, während die ausgestreckte linke Hand den ewigen Frieden symbolisiert. Das milde Gesicht symbolisiert göttliche Gnade und die Augen sind im Gebet für die Seelen der Bombenopfer sanft geschlossen. Das angewinkelte rechte Bein und das auf den Boden gestellte linke Bein symbolisieren sowohl Meditation als auch den Willen aufzustehen und die Menschen der Welt zu retten. Die Statue repräsentiert eine Mischung aus westlicher und östlicher Kunst, Religion und Ideologie. Das Gesicht wurde bewusst nicht japanisch gestaltet, sondern soll eine "Person, die über menschliche Rassen hinausgeht" darstellen.
In einer Kammer unter dem Sockel werden die Namen der Opfer aufbewahrt.
Auf dem Sockel ist eine Tafel mit Worten des Bildhauers angebracht:
„After experiencing that nightmarish war, that blood-curdling carnage, that unendurable horror, Who could walk away without praying for peace? This statue was created as a signpost in the struggle for global harmony. Standing ten meters tall, it conveys the profundity of knowledge and the beauty of health and virility. The right hand points to the atomic bomb, the left hand points to peace, and the face prays deeply for the victims of war. Transcending the barriers of race and evoking the qualities of Buddha and God, it is a symbol of the greatest determination ever known in the history of Nagasaki and the highest hope of all mankind.”
Seibo Kitamura (Spring 1995)
Direkt neben der Statue fällt der „Turm der Papierkraniche“ ins Auge. Hier werden im Gedenken an die Opfer Girlanden aus Kranichen aufgehängt.
Wir hatten Glück, zum richtigen Zeitpunkt an diesem Ort zu sein. Eine Schulklasse war dabei, mit einer Zeremonie mitgebrachte Kraniche aufzuhängen.
Vor dem Denkmal sangen die Kinder ein Lied und einer der Lehrer erklärte mir auf meine Nachfrage, dass es sich um ein Friedenslied handelte. Auf dem Video mag das nicht richtig herüberkommen, das an diesem Ort zu erleben war jedoch sehr bewegend. Viele der mittlerweile eingetroffenen Touristen mussten zu Taschentüchern greifen.
Überhaupt war es sehr schön, mit anzusehen, dass überall im Friedenspark Kinder unterwegs waren und offenbar auch für den Unterricht Fragebögen ausfüllten.
Man scheint sich in Japan sehr viel Mühe mit der Aufarbeitung der Geschichte des Krieges zu geben, die sicher auch auf japanischer Seite nicht ohne Verantwortung anzusehen ist.
Ein gerader Weg führt mitten durch den Park zum Friedensbrunnen am anderen Ende. Er führte uns zuerst an den Überresten des Urakami Gefängnisses vorbei, dessen 134 Insassen alle beim Angriff ums Leben gekommen sind.
Danach trafen wir auf einen Glockenturm namens „Bell of Nagasaki“. Die Glocke ist den vielen Schülern und Studenten gewidmet, die in den Munitions- und Waffenfabriken gestorben sind.
Wenn man Glück hat, trifft man bei der Glocke auf den mittlerweile weit über 80 Jahre alten Iinosuke Hayazaki, der als Mitglied der Nagasaki Friedensbewegung seine Geschichte erzählt. Hayazaki-san war als damals 14jähriger als mobilisierter Schüler in einer der Waffenfabriken eingesetzt und hat die Explosion, geschützt durch einen Pfeiler, wie durch ein Wunder überlebt und somit das Grauen danach erlebt.
Leider trafen wir an diesem Tage nicht auf Hayazaki-san. Viele Berichte im Internet künden davon, wie er trotz allem, was er durchgemacht hat, ohne Bitterkeit und voller Güte von seiner Geschichte erzählt und eine Mahnung für Frieden verbreitet.
Hinter dem Turm war der Weg gesäumt von Statuen und Denkmälern, die von Partnerstädten und anderen Nationen der ganzen Welt gestiftet wurden. Die Kunstwerke sollen dabei nicht nur die internationale Freundschaft symbolisieren, sondern auch die Hoffnung auf eine bessere Zukunft und eine atomwaffenfreie Welt zum Ausdruck bringen.
Lauft mit uns den Weg entlang einiger der Monumente…
„Monument of Peoples Friendship“, DDR, 1981
“Joy of Life”, Tschechoslowakei, 1980
“Tree of Life: Gift of Peace”, Verschiedene Städte Australiens, 2016
“Monument of Peace”, Brasilien, 1988
“Statue of Peace”, UDSSR, 1985
“Maiden of Peace”, China, 1985
"Cloak of Peace (Te Korowai Rangimarie)", New Zealand, 2006
“Infinity”, Türkei, 1991
“Earth Constellation”, City of St. Paul, Minnesota, 1992
Am Ende des Parks erreichten wir den Friedensbrunnen. Der Brunnen wurde 1969 im Gedenken an die Opfer errichtet, die aufgrund ihrer fürchterlichen Verbrennungen und Verstrahlungen an Durst litten. Er erinnert an einen Teufelskreislauf – viele Menschen sind damals entweder verdurstet oder durch das Trinken von kontaminiertem Wasser verstorben.
Die Wasserfontänen sind wie die Flügel einer fliegenden Taube gestaltet. Steht man vor dem Brunnen, bilden sie eine Art Trichter, der den Blick auf die mahnende Statue am anderen Ende der „Zone der Hoffnung“ lenkt.
Der zufällige Blick auf die umherlaufenden Kinder der Schulklassen zwischen Mahnung und Hoffnung war schon fast symbolisch zu sehen.
Auf einer Tafel vor dem Brunnen sind die Worte eines kleinen Mädchens eingraviert: „Ich hielt diesen schrecklichen Durst nicht mehr aus. Auf dem Wasser schwamm überall Öl. Aber ich hatte solch furchtbaren Durst, dass ich das ölige Wasser trank.“
Über eine reich bepflanzte Treppe, die den Hügel hinabführte, verließen wir den Park. An der am Ende der Treppe liegenden großen Straße bogen wir links ab und erreichten nach etwa 100 m den Eingang zum Park der Abwurfstelle (Hypocenter), der die „Zone des Gebets“ bildet.
Eine schwarze Säule wurde als Kenotaph (Scheingrab) an der Stelle errichtet, über der um 11.02 Uhr in 500 m Höhe die Bombe explodierte und unzählige Leben auslöschte.
Tafeln mit Grafiken und Erläuterungen führten uns dabei zurück an den Morgen des 9. August im Jahr 1945:
In der Nacht steigt der Bomber „Bockscar“ von einem Stützpunkt im Pazifik in Richtung seines eigentlichen Ziels Kokura auf. Ihm voraus fliegen zwei Aufklärer. Am frühen Morgen des 9. August meldet ein Aufklärer über Kokura schlechtes Wetter. Der Bomber versucht dennoch drei Anflüge auf die Stadt, dreimal bricht der Pilot sie ab. Sein ausdrücklicher Befehl lautet, die Atombombe nur auf Sicht abzuwerfen - und die Wolkendecke ist zu dicht.
Letztendlich entschließt sich die Besatzung dazu, das Sekundärziel Nagasaki anzufliegen. Doch auch Nagasaki wird von einer dichten Wolkendecke verdeckt. Inzwischen hat die B-29 so viel Treibstoff verbraucht, dass ihre Crew die mehrere Tonnen schwere Bombe irgendwo abwerfen muss. Nur wenn sie das Gewicht abwirft, hat sie eine Chance, wieder einen US-Stützpunkt zu erreichen. Durch eine Lücke in den Wolken sieht der 25jährige Kommandant des Bombers, Major Charles W. Sweeney, die Gebäude der Mitsubishi Waffenfabrik und wirft die Bombe aus ca. 9.000 Metern Höhe ab.
Die Bombe verfehlt das Zentrum Nagasakis um mehrere Kilometer. Dies und das hügelige Stadtgebiet, in dem sich Druckwellen schlechter ausbreiten können, reduzieren die Verwüstungen in Nagasaki, obwohl die Plutoniumbombe „Fat Man“ noch stärker ist als die von Hiroshima.
Von den 240.000 Einwohnern Nagasakis werden dennoch nahezu 75.000 Menschen sofort getötet. Weitere 75.000 Menschen erleiden schwerste Verletzungen und sterben später an den Verwundungen oder an den Folgen der radioaktiven Strahlung. Bis heute geht man von etwa 250.000 Toten aus.
Ob es wohl diese Geschichte war, die den Schülern auf dem Platz von den Lehrern erzählt wurde? Die Geschichte eines Morgens, der sicher das Leben ihrer Großeltern und Eltern beeinflusst und die Zukunft ihres Landes verändert hatte.
Beobachtet wurden sie dabei von der Statue einer Mutter, die ihr Kind in den Armen hält.
Die Skulptur von Naoki Tominaga wurde zum 50. Jahrestag des Bombenabwurfs gestaltet. Es soll daran erinnern, dass 70 % der Opfer Kinder, Frauen und Senioren waren. Durch ihr Opfer wuchsen die Knospen des Friedens, die auf dem Kleid der Frau zu sehen sind. Das Kind stellt Japan am Tag der Bombardierung dar, während die Mutter die Länder der Erde repräsentiert, die Japan bei seinen Bemühungen unterstützt hat, die friedliche Nation zu werden, die es heute ist.
Der Weg zur nächsten Zone führt an weiteren Monumenten vorbei, die unterschiedlichen Zielen oder Gruppen gewidmet wurden.
Die „Flamme der Verpflichtung“ z. B. wurde 1983 von Griechenland gestiftet und soll mit ihrem Feuer das Versprechen bestärken, dass es nie wieder Atombombenopfer geben soll.
Der Flamme folgten Denkmäler für die verstorbenen Kinder, Arbeiter unterschiedlicher Industrien und für die betroffenen Koreaner.
Über eine Treppe erreichten wir das Atombomben-Museum und damit die Zone des Lernens.
Von der Empfangshalle des Museums führte ein spiralförmiger Laufgang hinunter zum Eingang der Ausstellungen. An der Wand der Spirale zählten die Jahreszahlen rückwärts, bis wir schließlich mit 1945 den Eingang erreichten.
Eine alte Wanduhr war im Moment der Explosion erstarrt. Die Uhr verdeutlichte, dass wir uns wieder im Jahr 1945 fühlen sollten: Es ist 11.02 Uhr, der Moment der Zerstörung.
Dahinter wurde durch ein Schild auf die Mission des Museums hingewiesen.
Nachfolgend gingen wir an einer Replika der Urakami-Kathedrale vorüber, die sich nahe der Stelle befand, an der die Bombe einschlug.
Zwischen den Trümmern angebrachte Bildschirme mit Fotos erweckten den Eindruck, wir befänden uns im Moment nach der Explosion. Wie in Hiroshima waren die Fotos teilweise sehr brutal, stellten aber die furchtbare Realität dar.
Irgendwo las ich „Das Unvorstellbare aus nächster Nähe erleben“. Und so fühlte es sich auch an. Man konnte viele Besucher beobachten, wie sie stumm beim Anblick den Kopf schüttelten. Manche griffen zu Taschentüchern und wischten sich Tränen aus den Augen… Dieser Anblick ließ niemanden kalt. Es war kein Film, es war keine Fiktion – dieses Grauen war Realität, es ist wirklich passiert.
Der nächste Raum zeigte die Technik der Bombe selbst und die unvorstellbaren Auswirkungen ihrer verheerenden Explosion.
Dabei beschränkte sich die Ausstellung nicht nur auf Fotos, sondern zeigte auch Fundstücke, die die ungeheure Kraft der Bombe verdeutlichten. Unter anderem war ein Klumpen Glas ausgestellt, in dessen Inneren man die Reste einer menschlichen Hand erkennen konnte. Das Glas war durch die Hitze schlagartig geschmolzen und hatte die Hand umschlossen, während der Rest des Körpers quasi verdampft war.
In seitlichen Videoräumen wurden Filme gezeigt und an den Wänden befanden sich Zeugnisse der Überlebenden. Alles hatte eine gemeinsame Aussage: Lasst das nie wieder geschehen!
Der anschließende Raum befasste sich mit den seither und immer noch durchgeführten Atombombenversuchen und die dadurch verursachte Verseuchung der Umwelt. Statistiken und Schautafeln zeigten die geschätzte Zahl der heute vorhandenen Atomwaffen.
An zwei unterschiedlichen Orten hatten wir in den letzten Tagen gesehen, was jeweils eine einzige dieser Waffen bereits vor mehr als 70 Jahren anrichten konnte. Diese Zahlen hier noch einmal vor Augen geführt zu bekommen, war unfassbar.
Bilder gefertigt aus Papierkranichen verabschiedeten uns mit einer klaren Botschaft aus dem Museum und wir konnten nur stumm zustimmend mit dem Kopf nicken.
Bei meinen Erzählungen von Hiroshima und Nagasaki und den Erläuterungen zu den einzelnen Denkmälern mag manch einer vielleicht denken, es sei übertrieben und ich ein Idealist oder Träumer. Tatsächlich bin ich eher Pragmatiker und Realist als Träumer. Aber gerade deswegen muss ich erkennen, auf welchem Wege sich die Menschheit trotz ihrer Geschichte wieder befindet. Diese Orte einmal zu sehen ist daher etwas, wozu ich jedem nur raten kann. Spätestens dann versteht jeder: bei diesem Grauen gibt es nur Verlierer!
Ein paar Minuten vom Museum entfernt befand sich die nächste Straßenbahnhaltestelle. Dort nahmen wir die nächste Bahn, die uns zurück in Richtung Stadtmitte brachte.
Bei der Haltestelle Tsukimachi stiegen wir aus. Von hier waren es nur etwa 2 Minuten zu Fuß zum Eingang von Chinatown. Man kann ihn eigentlich nicht verfehlen…
Vor dem großen Tor fragten wir eine Gruppe Kinder, ob sie ein Foto von uns machen könnten. Ein Junge erklärte sich bereit dazu.
Während er das Bild machte, lachten die anderen und schnitten Grimassen. Spaßig bedeuteten wir ihnen, dass wir ein Bild mit allen machen könnten… Da waren sie sofort dabei.
Wir folgten der Straße weiter hinein. Typisch für jede Chinatown befanden sich rechts und links Restaurants und Verkaufsstände mit den unterschiedlichsten Speisen. Was sie alle gemeinsam hatten war, dass sie verführerisch rochen.
Das Ende der Straße bildete der Minato-Park in dem einige Männer Mah-Jongg spielten.
Durch die ganzen leckeren Gerüche waren wir mittlerweile auch hungrig geworden. Daher gingen wir zurück in die Straße und kehrten in eines der China-Restaurants ein.
Die Auswahl der Gerichte fiel uns aufgrund der bebilderten Speisekarte leicht.
Es tat gut, eine kleine Pause einzulegen. Zeitnot hatten wir keine, denn der Hafen war von hier nur etwa 1 km entfernt. So genossen wir ein schmackhaftes Essen, waren aber bemüht, noch etwas Platz für einen Nachtisch zu lassen.
Unser weiterer Weg in Richtung Stadtmitte führte uns am sogenannten „Dutch Slope“ vorüber.
Nachdem der Hafen der Stadt 1859 für den Handel geöffnet wurde, hatten viele der Händler ihre Niederlassung entlang dieser Straße. Weil in den zwei Jahrhunderten vor der Öffnung Holländer die einzigen westlichen Ausländer waren, die in das Land gelassen wurden, wurden alle Menschen westlicher Herkunft als „Holländer“ bezeichnet.
Wenige Minuten später standen wir im Zentrum der Stadt, von wo aus man auch schon das Schiff sehen konnte.
Rechts an der Straße befand sich das Chanpon-Museum, das sich einer Nudelspezialität aus Nagasaki verschrieben hat. Es beherbergt neben dem Museum auch ein Chanpon-Restaurant.
Links führte eine Straße den Hügel hinauf zum Glover Garden. Gesäumt von vielen Souvenirgeschäften führte sie zunächst auf die Oura-Kirche zu.
Die Kirche wird auch „Basilika der sechsundzwanzig Märtyrer von Japan“ genannt, denn sie wurde 1864 zu Ehren von neun europäischen Priestern und siebzehn japanischen Christen erbaut, welche 1597 auf Befehl von Toyotomi Hideyoshi gekreuzigt worden waren.
Neben dem Bilderbuchmuseum, das selbst aussah wie aus einem Bilderbuch, fielen an der Straße viele Geschäfte auf, die Castella-Kuchen verkauften. Der ursprünglich von den Portugiesen nach Japan gebrachte Bisquitkuchen wurde angeboten wie kostbare Goldbarren und die Geschäfte erinnerten an glänzende Duty-Free-Läden in Flughäfen.
Auf dem Hügel erreichten wir den Glover Garden.
Der Namensgeber, Thomas Blake Glover, war 1859 aus Schottland nach Japan gekommen und hatte es dort zu einigem Ruhm gebracht, da er sehr zur Modernisierung Japans beitrug. Er gilt auch als Vater des japanischen Biers.
Wegen seiner braunen Augen, seines Bartes und seines roten Gesichts wurde er von den Arbeitern seiner Kohlemine „Roter Dämon“ genannt. Aufgrund seiner Warmherzigkeit und seiner Wertschätzung gegenüber Mitarbeitern war er jedoch sehr geachtet.
Der Glover Garden umfasst nicht nur das Areal seiner ehemaligen Residenz, sondern auch die Häuser weiterer westlicher Industrieller und des Gerichtspräsidenten. Die Häuser liegen alle versteckt in einer hübschen Gartenanlage.
Von der Terrasse des Glover House hatten wir einen schönen Blick auf die Bucht und die im Hafen liegende Millennium.
Den Ausgang des Glover Gardens bildete das Museum für traditionelle darstellende Kunst, in dem Wagen und Drachenfiguren ausgestellt wurden, die beim Nagasaki Kunchi Festival zum Einsatz kommen.
Auf dem Weg hinunter zum Hafen erlagen wir nicht der Versuchung, an einigen Ständen noch etwas Süßes zu kaufen, auch wenn uns die Verkäuferinnen noch so nett zuriefen.
Um wieder ans Schiff zu kommen, mussten wir nur die Straße überqueren. Vor dem Terminal befand sich noch ein kleiner Betonbau mit der Aufschrift Nagasaki Peace Museum.
Der Eintritt war kostenlos. Die Ausstellung war einfach und dennoch aussagekräftig. Sie beschränkte sich auf Bilder lachender Kinder aus der ganzen Welt, denn die Hoffnung auf Frieden liegt in den Kindern dieser Welt. Irgendwie war es schön, den Besuch mit diesen Bildern zu beenden.
Bei unserem letzten Ablegen in Japan wurden wir von einer Kapelle am Hafen verabschiedet. Das laute Hupen der Millennium wurde dabei von Trompetern erwidert. Immer wieder ein Moment, der Gänsehaut erzeugt.
Wir saßen noch eine ganze Weile draußen an Deck und unterhielten uns über den Tag und unsere schöne Reise, während wir wieder unter der Brücke hindurchfuhren und Japan hinter uns ließen. Irgendwie vermissten wir es schon jetzt.
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