Teil 2 - Tokio, Japan
Teil 2 - Tokio
Den Tag begannen wir mit einem Frühstück im Restaurant des Hotels in einem der obersten Stockwerke des Turms. Während wir uns mit allerlei Speisen aus der westlichen und der asiatischen Küche für den Tag stärkten, genossen wir den Ausblick aus dem rundum verglasten Raum.
Birgit gefiel dabei besonders der Teil mit den japanischen Frühstücksspezialitäten, die mir, da recht fischlastig, nicht so ganz lagen.
Wie fast immer auf unseren Reisen hatten wir auch in Japan unsere Ausflüge ausschließlich mit einheimischen Guides gebucht. Bei meinen Recherchen zu den Möglichkeiten in Japan war ich auf Triple Lights (www.triplelights.com) gestoßen, die in ganz Japan Touren anbieten. Die Webseite fand ich gut gestaltet, man kann sich Vorstellungsvideos der Guides ansehen und der Austausch mit den ausgewählten Führern war sehr kooperativ und freundlich. Dadurch hatte sich angeboten, überall mit der Agentur zu buchen und dafür sogar noch einen Rabatt auf die Touren zu bekommen.
Für unseren zweiten Tag in Tokio hatten wir mit Triple Lights eine Tour durch Tokio mit Yoko gebucht. Über Cruise Critic hatten wir dafür zweí weitere Paare gefunden, die uns begleiteten. Da unser Hotel laut Yoko der beste Ausgangspunkt war, trafen wir uns an diesem Morgen in unserer Lobby mit Marion & David aus London und René-Pierre & Jacinthe aus Kanada und natürlich Yoko, unserer Reiseführerin.
Nach einer kurzen Vorstellung ging es auch schon los und Yoko führte uns zur U-Bahn, die wir bis zur Asakusa Station nahmen.
Der Stadtteil Asakusa ist bekannt für den Sensō-ji, den ältesten und bedeutendsten buddhistischen Tempel von Tokio. Bevor wir uns jedoch diesem zuwandten, führte uns Yoko in das gegenüberliegende Gebäude der Tourist Information, wo wir mit einem Fahrstuhl kostenlos zu einem Aussichtspunkt hinauf fahren konnten.
Von dort konnten wir sehr gut das von Philippe Starck gestaltete, goldene Hauptquartier der Asahi Brauerei sehen, das von dem 634 Meter hohen Fernsehturm Tokyo Sky Tree überragt wurde. Der Sky Tree ist der höchste Fernsehturm und nach dem Burj Khalifa in Dubai das zweithöchste Bauwerk der Erde.
Ein Gruppenbild unserer Truppe durfte hier oben natürlich nicht fehlen.
Von der anderen Seite des Aussichtspunktes aus konnten wir bereits von oben unser nächstes Ziel, den Sensō-ji-Tempel sehen, zu dem uns Yoko bereits jetzt eine kurze Erklärung gab.
Anschließend fuhren wir wieder hinunter, um den Tempel selbst zu besuchen. Die Geschichte des Tempels reicht weit zurück. Der Legende nach sollen drei Fischer im Jahre 628 eine goldene Statue der Göttin Kannon in ihrem Netz gefunden haben, die dann hier verehrt wurde. Heute wird der Sensō-ji jedes Jahr von einer großen Zahl von Touristen aus dem In- und Ausland besucht.
Der Eingang zur Nakamise, der Straße, die zum Tempel führt, wird vom Kaminari-mon („Donnertor“) bestimmt. An dieser imposanten Struktur befindet sich eine riesige, rote Papierlaterne.
An der Nakamise befinden sich viele traditionelle Geschäfte und Essensstände, in denen traditionelle Gerichte wie hausgemachte Nudeln, Sushi und Tempura angeboten werden.
Am Ende der Ladenzeile durchschreitet man das große Hozomon-Tor, bevor man die Haupthalle des Tempels erreicht. Auch dieses Tor ist mit riesigen Papierlaternen geschmückt, die auch von Besuchern in traditionellen Gewändern bewundert wurden.
Zwischen dem Hozomon-Tor und der Haupthalle, befindet sich links eine prächtige, fünfstöckige Pagode und rechts ein kleiner Garten.
Auch hier waren einige Besucher in schönen bunten Kimonos anzutreffen.
Auf dem letzten Stück zur Haupthalle war die Luft mit Rauch und dem Duft von Räucherkerzen geschwängert. Neben der traditionellen Reinigung mit kleinen Wasserkellen an einem seitlichen Brunnen soll der Rauch der Reinigung dienen, bevor man in der Haupthalle betet.
Nachdem wir uns auf dem Vorhof wieder getroffen hatten, gingen wir noch seitlich an eines der Gebäude, an dem man etwas Geld spenden und dafür eine Wahrsagung erhalten konnte. Dazu schüttelte man aus einem metallenen Behälter mit Holzstäben einen der Stäbe heraus und nahm aus einer auf dem Stab vermerkten kleinen Schublade einen Zettel mit einer Zukunftsdeutung heraus.
Auf dem Rückweg entlang der Vielen Geschäfte mit allerlei Süßigkeiten und Reiscrackern fiel uns ein Geschäft mit Essigsäften auf, den Birgit natürlich gleich probierte.
Erfrischt von dem säuerlichen Getränk nahmen wir wieder die U-Bahn zu unserem nächsten Ziel, dem Stadtteil Akihabara.
Akihabara wird auch als Electronic Town bezeichnet. Hunderte Elektronik-Geschäfte mit ihren riesigen Reklametafeln prägen das Straßenbild. Geschäfte wie Radio Kaikan und Yodobashi Camera haben hier Ihren Sitz und das Viertel ist zudem das Mekka der „Otaku“, Hardcore-Fans von Manga, Anime, und Science-Fiction.
Auf der Straße verteilten junge Damen in Dienstmädchen-Uniformen Einladungen in sog. Maid Cafés. In den Cafés bedienen Mädchen in Maid- oder Schulmädchenuniformen die meist, aber nicht ausschließlich männlichen Gäste, sprechen sie mit „Meister“ und „Herrin“ an, verzieren die Speisen mit Smileys und Herzen. Neben Hand- und Fußmassagen ist das höchste der Gefühle, was in den Cafés stattfindet die Reinigung der Ohren – offenbar eine traditionelle Geste der Intimität in Japan. Andere Länder andere Sitten…
Von hier aus ging es noch einmal nach Shibuya, wo Yoko uns die uns bereits bekannte Kreuzung zeigte und mit uns durch die menschengefüllten Straßen ging. Wir kamen dabei auch an dem Kaufhaus vorüber, das Birgit und ich am Vorabend schon besucht hatten und sie erklärte uns, dass es bei den jungen Leuten Kultstatus hätte.
Von Shibuya aus fuhren wir mit der U-Bahn zur Station Harajuku. Übrigens verlief die Benutzung der U-Bahnen hier ähnlich ordentlich wie die Benutzung der MRT in Singapur. Die Fahrgäste verhielten sich sehr geordnet, stellten sich in auf dem Boden eingezeichneten Wartelinien an und es herrschte kaum Gedränge.
Am Bahnhof Harajuku angekommen gingen wir in Richtung Yoyogi Park, in dem sich auch der Meiji-Schrein befindet.
Um den Park zu betreten, geht man durch ein riesiges Torii-Tor. Torii sind Elemente der traditionellen japanischen Architektur und als solche reale oder symbolische Eingangstore eines (Shinto-)Schreins.
Das Durchschreiten des Torii war wie das Überqueren einer unsichtbaren Grenze in eine andere Welt. Plötzlich befanden wir uns in einem dichten, friedlichen Wald. Die Geräusche der Großstadt um uns herum verstummten und die frische, kühle Luft war erfüllt vom Gezwitscher vieler Vögel.
Die Wege waren sehr breit und nur seitlich gepflastert. Yoko bat uns sehr zurückhaltend und fast schüchtern, bitte auf dem seitlichen Teil zu bleiben. Sie erklärte uns, dass der mittlere Teil dem Kaiser vorbehalten war. Für einige junge Japaner, die sich nicht daran hielten, hatte sie nur Kopfschütteln übrig.
Am Eingang zum Meiji-Schrein stießen wir auf eine große Ansammlung von Weinfässern. Sie wurden von bedeutenden Weingütern aus dem Burgund in Frankreich gespendet. In der Zeit des Kaisers Meiji (1868-1912) öffnete sich Japan weiter dem Westen gegenüber und Wein symbolisiert den kulturellen Austausch mit Frankreich.
Auf der gegenüberliegenden Seite säumte eine beachtliche Anzahl von bunt bemalten Sake-Fässern den Weg. Sie werden Kazaridaru genannt. Sake ist in Japan traditionell die Verbindung zwischen den Göttern und den Menschen. Die Sake-Fässer werden jährlich von Sake-Brauereien gespendet und als Opfergaben an die Gottheiten der Schreine angesehen.
Kurz dahinter befand sich der Eingang zum Schrein. Vor dem Eingang befand sich auch hier ein Brunnen. Vor dem Betreten eines Tempels oder Schreins ist es Sitte, sich rituell zu reinigen. Dazu schöpft man mit einer Kelle aus dem Brunnen etwas Wasser und spült in einer bestimmten Reihenfolge die Hände ab, nimmt etwas Wasser mit dem Mund aus der Hand (die Kelle wird dabei nicht mit den Lippen berührt) und spült anschließend mit einer Kippbewegung die Kelle selbst.
Durch ein kleineres Torii-Tor betraten wir danach den inneren Bereich der Tempelanlage.
Hinter dem Tor wachsen zwei große Kampferbäume. Sie wurden 1920 gepflanzt und wachsen seitdem unter dem Schutz der Gottheiten. Bekannt als „Meoto Kuso“ oder Mann und Frau, sind die verpaarten Bäume zum Symbol glücklicher Ehe und Harmonie in der Familie geworden. Ein Schild wünscht den Besuchern, dass sie durch die Kraft der Bäume Glück erlangen mögen.
Durch ein weiteres, prächtiges Torgebäude erreichten wir den Innenhof des Schreins.
Das Dach des Gebäudes wird durch sog. Dougongs (chinesische Architektur) gehalten. Darüber hatte ich zufällig vorher eine Dokumentation gesehen. Diese Puzzle von lose ineinanderliegenden Klammern sind unheimlich widerstandsfähig und hielten bei Testaufbauten sogar Erdbeben von noch nicht gemessenen Stärken stand. Darüber hinaus sind sie sehr schön anzusehen.
Das Hauptgebäude des 1920 nach dem Tot des Kaisers errichteten Schreins wird derzeit zum 100jährigen Bestehen bis 2020 renoviert und befand sich daher leider hinter Planen verborgen.
Den Bereich vor dem Schrein dominieren zwei riesige, heilige Kampferbäume, die von einer „Wunschwand“ umringt sind. Man kann kleine, „Ema“ genannte Holztafeln erstehen, auf die man dann seinen Wunsch schreibt, bevor man sie an die Wand hängt.
Die Wünsche waren hier selbstverständlich sehr vielfältig.
Wir verließen auf einem seitlichen Weg die Oase des ruhigen Parks und tauchten unweit davon wieder in eine andere, trubeliges Attraktion Tokios ein – der Takeshita Street.
Die Fußgängerzone liegt inmitten von Harajuku. Auf 350 m Länge reihen sich dicht an dicht Läden für junge Leute, für Mode und Accessoires, Restaurants und Crêperien mit den wildesten Kreationen aneinander.
Vom Ende der Straße brachte uns Yoko bis zur U-Bahnstation Harajuku, wo sie sich mit einem kleinen Gastgeschenk von jedem von uns verabschiedete. Unsere Gruppe trennte sich hier ebenfalls. Birgit und ich folgten noch der Otemosando Straße, Tokios Äquivalent zu den Pariser Champs-Elysees. Luxus-Geschäfte wie Louis Vuitton, Armani und teure Restaurants und Cafés reihten sich hier ebenso so dicht aneinander, wie die günstigen Boutiquen in der Takeshita Street.
Als ob wir an diesem Tag noch nicht genug gelaufen waren, gingen wir zu Fuß noch den ganzen Weg bis zur Shibuya-Kreuzung. Da es uns in dem Restaurant dort am Vorabend so gut geschmeckt hatte, zog es uns wieder dahin.
Es dauerte nach dem Essen jedoch nicht lange, bevor wir dem unwiderstehlichen Ruf eines anderen Ortes folgen mussten…
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