Teil 8 - Jerusalem / Totes Meer / Masada
Tag 10 – Jerusalem / Totes Meer / Masada
Am nächsten Morgen erwartete uns ein schöner Sonnenaufgang über der Altstadt von Jerusalem, der die Kuppel des Felsendoms leuchten ließ.
Noch am Abend zuvor hatten wir beschlossen früh aufzubrechen, um den Tempelberg zu besuchen, den man als Nicht-Muslim nur vormittags betreten darf. Nach einem kurzen Frühstück machten wir uns daher wieder auf den Weg in und durch die Altstadt zum Platz der Klagemauer. Von dort aus kommt man über die Mughrabi-Brücke auf die Anhöhe. Sie bildet den einzigen Zugang für Nicht-Moslems.
So früh am Morgen waren nur sehr wenige Touristen in den Straßen unterwegs. Nur einige Einheimische und vor allem Kinder auf dem Weg zur Schule begegneten uns und gaben uns einen wiederum anderen Eindruck von der Stadt.
Etwas irritiert waren wir von lauten Böllerschüssen, die durch die Gassen hallten. Wir nahmen jedoch an, dass sie etwas mit dem Sukkot-Fest zu tun hätten. Die bereits wieder postierten Polizeikräfte wirkten zwar weniger gelassen als am Vortag, aber auch nicht unbedingt beunruhigt.
Sie waren teilweise die einzigen Menschen, die uns auf der gestern noch so übervollen Via Dolorosa auf ihrem Weg zum jeweiligen Posten entgegen kamen.
Durch die Sicherheitsschleuse gelangten wir wieder an die Klagemauer, auf deren Vorplatz auch jetzt schon wieder sehr viele Juden anzutreffen waren, die das Laubhüttenfest begingen. Viele trugen weiße Tüchern und Umhänge. Die um den Platz aufgestellten Buden, sollen anlässlich des Festes an die provisorischen Behausungen beim Auszug aus Ägypten (Laubhütten) erinnern.
Bevor wir über die Holzbrücke auf den Tempelberg gelangen konnten, mussten wir dort noch einmal durch eine gründliche Sicherheitskontrolle, bei der wiederum Taschen und Kameras durchleuchtet wurden.
Oben auf dem Tempelberg angelangt, wurden wir von Ordnern dazu angehalten, nicht zu nahe an die Al-Aqsa-Moschee heranzugehen, die von Polizei in voller Montur umringt war.
Ständig waren nun Böller zu hören und Rauch an der Moschee zu sehen. Wir konnten uns keinen rechten Reim darauf machen. Die Polizei war jedoch größtenteils ziemlich relaxed und einige Polizisten frühstückten und plauderten auf den Mauern um die Moschee herum.
Daher gingen wir einfach an der Moschee vorbei zum Felsendom und waren auch nicht weiter beunruhigt.
Auf dem Plateau des Doms angelangt, bot sich uns ein atemberaubender Blick auf das mit blauem Mosaik verzierte Bauwerk und seine in der Morgensonne glänzende Kuppel.
Der Felsendom ist der älteste Sakralbau und eines der Hauptheiligtümer des Islams. Von dem Felsen in der Mitte des Gebäudes soll Mohammet seine Himmelfahrt begonnen haben.
Laut jüdischem Glauben soll auf diesem Felsen die Welt gegründet worden sein. Hier soll Abraham seinen Sohn Isaak opfern haben wollen und in einem vor Jahrhunderten zerstörten Tempel an dieser Stelle soll die Bundeslade aufbewahrt worden sein.
Beide Religionen erheben daher Begehrlichkeiten nach diesem Ort, der in Folge dessen ständiger Anlass für Streitigkeiten ist.
Wir waren unabhängig davon von dem Areal sehr beeindruckt.
Die Ebene auf dem der Dom steht, kann von 8 Seiten über Treppen erstiegen werden. Jede Treppe läuft auf eine arkadenähnliche Säulenreihe zu.
Diese Säulen werden Al-Mawazin genannt. Das bedeutet die „Waagschalen“. Sie symbolisieren den Glauben, dass am Tage der Auferstehung alle Dinge und Taten der Menschen in eine Waagschale gelegt und mit der Gerechtigkeit Gottes abgewogen werden.
Neben dem Felsendom steht der kleine Kettendom. Hier sollen früher Urteile gefällt worden sein, indem an der Decke aufgehängte Ketten erreicht werden mussten. Es hieß, nur rechtschaffende Menschen könnten die Ketten berühren.
Östlich des Tempelberges präsentierten sich die Hänge des Ölberges, dessen Olivenhaine in der Morgensonne lagen. Laut dem neuen Testament soll Jesus vom Ölberg aus nach Jerusalem gezogen sein.
Von einer Parkanlage, die das Areal begrenzt, kann man das zugemauerte und verschlossene Goldene Tor sehen. Es ist das einzige Stadttor, das direkt an den Tempelberg führt. Es heißt, wenn Jesus wirklich gelebt hat, muss er die Stadt vom Ölberg aus durch dieses Tor betreten haben.
Wir gingen zurück auf das Plateau und konnten von dem Anblick des Felsendomes im herrlichen Licht der Morgensonne nicht genug bekommen.
Hier ein Blick auf einen der Zugänge zum Tempelberg, die nur von Muslimen genutzt werden dürfen. Möchte man hier den Tempelberg betreten und kann sich nicht als Moslem ausweisen, wird man angeblich nach Zitaten aus dem Koran befragt.
Von der Al-Aqsa-Moschee her hallten immer wieder laute Böllerschüsse über den ganzen Berg und aus der polizeiumstellten Moschee drangen laute „Allahu Akbar“-Rufe.
Weiterhin Neugierig, worum es sich bei der ganzen Sache überhaupt ging, umrundeten wir weiter den Dom.
Später fand ich über das Internet heraus, was es mit dem Spektakel auf sich hatte. Radikale palestinensische Jugendliche hatten am Morgen selbstgebaute Sprengkörper und kleine Brandsätze vom Tempelberg aus auf die an der Klagemauer betenden Juden geworfen. Die Polizei hatte sie zurückgedrängt woraufhin sie sich in der Moschee verbarrikadierten. Die Sicherheitskräfte haben daraufhin die Moschee abgeriegelt und umstellt - und einfach gewartet, bis den Störenfrieden die Puste ausging.
Wir waren froh, den Tempelberg an diesem Morgen besucht zu haben. Die Eindrücke vom Dom und die Ausblicke von der Anhöhe waren beeindruckend. Als Sahnehäubchen rundeten unseren ohnehin beeindruckenden Jerusalembesuch ab.
Da wir noch an das Tote Meer fahren wollten, traten wir den Rückweg zum Hotel an. Unterwegs probierten wir einen frisch gepressten Granatapfelsaft, den wir von einem Händler in der Straße erstanden.
Wir nahmen einen anderen Weg als am Vortag und gingen in Richtung des Damaskus-Tors. Das Treiben auf und an der Straße war immer noch vom allgemeinen Leben der Einheimischen und der Händler geprägt. Touristen kamen erst langsam nach und nach in die Altstadt.
Die Backwaren dieses Händlers, teilweise gefüllt mit Schafskäse, Oliven und Peperoni, sahen so lecker aus, dass ich nicht widerstehen konnte. ich kann daher bestätigen, dass sie nicht nur so aussahen…
Kurz darauf waren wir am Damaskus-Tor angelangt, durch das wir die Altstadt verließen.
Am Hotel bestiegen wir wieder unseren Mietwagen und machten uns auf den Weg in Richtung Totes Meer. Bedingt durch den Verkehr und unserer immer noch ständig abstürzenden Navi-App verfuhren wir uns erst ein wenig, erreichten jedoch dann über die Autobahn nach ca. 1 Stunde das Tote Meer. Mit seiner Lage 420 m unter dem Meeresspiegel ist das Tote Meer der am tiefsten gelegene See der Welt.
Dort befindet sich u.a. das Biankini-Resort, eine Ferienanlage mit Pool, Restaurants, Zugang zum Meer und Umkleidemöglichkeiten, welches wir uns als Ziel ausgesucht hatten. Der Pool war uns erst einmal egal. Uns interessierte selbstverständlich primär ein Bad im Toten Meer.
Bevor wir erwartungsfreudig und gespannt in das extrem salzhaltige Wasser gingen, schmierten wir uns noch mit dem Matsch des Ufers ein und ließen ihn auf der Haut trocknen.
Dann überzeugten wir uns davon, dass man in diesem Wasser wirklich nicht untergeht.
Wie viele andere Badegäste trieben wir ein wenig auf dem Wasser herum. Sich im Wasser gerade aufzurichten fiel wirklich schwer, denn der ungeheure Auftrieb lässt einen wie ein Korken auf dem Wasser schwimmen.
Hier verbrachten wir etwa eine Stunde. Danach machten wir uns entlang der Küstenstraße auf in Richtung Süden, um zur Festung Masada zu gelangen.
Die Festung ist schon von der Küstenstraße aus auf einem 400 m hohen Tafelberg schon zu erkennen. Wir fuhren in eine Tiefgarage unter dem Besucherzentrum und betraten das Gebäude, das neben einem Restaurant und Geschäften auch ein Museum mit Artefakten beherbergt.
Auf die Festung selbst gelangt man entweder über einen Wanderpfad oder mit einer Seilbahn. Angesichts unseres Zeitplans kauften wir uns Tickets für die Seilbahn. Ansonsten wären wir selbstverständlich hochgelaufen – hüstel.
Bevor man die Seilbahn betritt, wird man durch einen kleinen Kinosaal geleitet, in dem man einen kurzen Film mit den Hintergründen der Festung präsentiert bekommt.
Die Festung gehört zu den Unesco Weltkulturerben. Sie wurde ca. 30 vor Christus von Herodes erbaut und erlangte etwa 73 nach Christus Berühmtheit als letzte Bastion jüdischer Rebellen gegen die Römer. Aufgrund ihrer Lage auf dem Plateau galt sie als uneinnehmbar. In mehreren Monaten Belagerung bauten die Römer jedoch auf einem erhöhten Areal eine Rampe, über die Belagerungsmaschinen und Rammböcke an die Festung gebracht wurden. Die Rebellen auf dem Berg wollten sich jedoch nicht in die Gefangenschaft ergeben. Es wurden Krieger ausgewählt, die erst die anderen Männer, Frauen und Kinder töteten und dann sich selbst. Nachdem die Römer die Mauern durchbrochen hatten, fanden sie über 900 Tote in der Festung. Seitdem gilt die Festung als Symbol jüdischer Freiheit.
Bereits bei der Fahrt auf den Berg war der Ausblick beeindruckend.
Von hier oben war auch der Wanderpfad gut zu sehen, der sich den Berg hinaufschlängelt.
Ein Model der Festung verdeutlicht, wie die intakte Anlage und der in den Berghang gebaute Nordpalast ausgesehen haben.
Von den einst prächtigen Bauten sind heute natürlich nur noch Ruinen übrig, anhand derer man sich die Dimensionen jedoch gut vorstellen kann.
Auch Badehäuser und Thermen fehlten hier oben nicht. Kleine Modelle und Zeichnungen verdeutlichen dem Besucher, wie die noch sichtbaren Überreste einmal ausgesehen haben, als sie noch unzerstört waren.
Vom Plateau der Festung aus, sind auch die Umrisse der Lager der römischen Belagerer deutlich zu sehen.
Über einen schmalen steilen Treppenpfad entlang des Hangs des Tafelberges gelangt man zu den Überresten des Nordpalastes.
Wir erkundeten noch ein wenig das Plateau und liefen zur anderen Seite der Festung, um die Belagerungsrampe zu sehen.
Auch nach fast 2000 Jahren ist die Rampe noch gut zu erkennen.
Nun war es auch für uns Zeit, den Rückweg nach Ashdod anzutreten. Wir mussten ja um 18.00 Uhr unseren Wagen abgeben und die Fahrt sollte laut Google ca. 2 Stunden dauern. Zu knapp wollten wir es nicht werden lassen.
Die Fahrt zurück aus der Tiefebene der judäischen Wüste war sehr kurvenreich und größtenteils einspurig. Vor uns fahrende Lastwagen konnten wir kaum überholen – zumindest nicht mit unserem Mietwagen, der ziemlich schwach auf der Brust war. Zurück auf flachem Land, war die Strecke mit unserer A8 zu vergleichen. Eine Baustelle folgte der anderen und der Verkehr war teilweise ziemlich dicht. So schwand langsam auch unser zeitlicher Puffer. Als näher an Ashdod abzusehen war, dass die Zeit wirklich knapp würde, beschlossen wir am Ziel keine Tankstelle mehr zu suchen, sondern den Wagen halbleer zurück zu geben. Als Zielpunkt hatte ich in der Navi-App den am Tag zuvor als Favorit gespeicherten Parkplatz der Mietwagenstation gewählt.
Die Kilometer in der Anzeige zählten Rückwärts, eine Ankunftszeit wurde aber leider nicht angezeigt. Als wir um ca. 17.35 Uhr nur noch einen Kilometer auf der Navi-Anzeige hatten, waren wir erst einmal beruhigt… und plötzlich standen wir vor der Ausfahrt des Hafens. Aus irgendeinem Grunde hatte die App den Punkt des Anschaltens als Ort gespeichert und nicht die Mietwagenstation. Problem war aber, dass die Straße der Station im Navi ja nicht auffindbar war. Da wir auch mit dem Taxi erst an den ursprünglichen und danach erst an den jetzigen Ort der Mietwagenstation gefahren waren, hatte ich nicht einmal ein Gefühl für die richtige Richtung. Ich konnte mich lediglich daran erinnern, dass der coole Jugendliche von gestern etwas von Stadtmitte gesagt hatte. Ich fuhr also Richtung Stadt. Mittlerweile war es 17.45 Uhr. Ich wollte ein Taxi finden, um es vor uns herfahren zu lassen – nur wenn man eines sucht, ist keines zu finden. Irgendwann sah ich am Straßenrand ein Taxi und einen Fahrer, der gerade mit einem Kaffeebecher in seinen Wagen steigen wollte. Wir baten ihn, vor uns her zur Mietwagenstation zu fahren. Er meinte daraufhin sehr freundlich in gebrochenem Englisch: „Oh no, very close, only two minutes. I explain the way, no problem...” Wir baten ihn dennoch, vor uns herzufahren. Er bestand jedoch erneut darauf, dass es so nah wäre, dass er uns den Weg einfach erklären könne – und die Uhr tickte weiter.
Es bestand natürlich immer noch unser Plan B: eine Nacht hier übernachten und am Tag darauf nach Haifa fahren. Wegen ein paar Minuten Verspätung jedoch eine Übernachtung zahlen und auf unser eigenes Bett auf dem Schiff verzichten zu müssen, hätte uns echt gestunken. Wir fuhren hektisch in die erklärte Richtung und die Uhr zeigte 18.00 Uhr. Dann sahen wir die Flaggen der Autovermietung. Um 18.02 Uhr rollten wir auf den Hof. Gerade als zwei der Mädels vom Vortag das Gebäude verließen. Ich hielt an und bat darum, unseren Wagen zurückgeben zu dürfen. Die eine Schnepfe sagte: „No, you are too late… come tomorrow!“ Die andere junge Dame schaute sogar verständnisvoll, sagte etwas zu der ersten und wurde von ihr genauso forsch angepampt wie wir.
Ich sagte, dass es nur zwei Minuten seien und wir unser Schiff erreichen müssten. Sie erwiderte daraufhin, dass sie schon seit 17.30 Uhr geschlossen hätten. Wie bitte ?!?! Gestern sagte sie mir noch 18.00Uhr… OK, bloß nicht aufregen! Ich bot an, einen Aufpreis zu zahlen. Das regte die eine Dame noch mehr auf und die beiden Mädels bekamen sich fast untereinander in die Wolle. Das wiederum bekam ein junger Mann mit, der wohl die Autos technisch checkte.
Er erkundigte sich freundlich was los sei, legte sich nach der Erklärung ein wenig mit der jungen Zicke an und fragte mich, wie wir denn eigentlich zahlen wollten. Ich erklärte, dass schon alles bezahlt wäre und wir den Wagen nur abgeben müssten, woraufhin er offensichtlich noch weniger Verständnis für die Verhaltensweise seiner Kollegin hatte. Trotz Gezeter der kleinen Furie nahm er daher unseren Wagen in Empfang. Freundlich bemüht fragte er sogar, ob wir noch ein Getränk oder einen Kaffee haben wollten und bestellte uns ein Taxi. Für seine Freundlichkeit wollten wir ihm unseren letzten Scheckelschein geben. Diesen lehnte er jedoch mehrfach vehement ab und sagte, dass das Verhalten der Mädels einfach nicht nett gewesen sei und entschuldigte sich sogar noch für sie. Birgit war fast zu Tränen gerührt.
Ein Taxi brachte uns zum Hafeneingang und ein Shuttlebus von dort zum Schiff. Die letzte Aufregung hätten wir uns vielleicht gerne erspart, aber abgesehen davon war unser Trip nach Jerusalem und Masada gigantisch. Wir saßen nach einem wiederum guten Abendessen oben in der Sky Lounge und schwärmten noch von dem Erlebten – allerdings nicht sehr lange, dann setzte doch die Müdigkeit ein.
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